Heul doch den Mond an!

Von Peter Littmann

Reisen bildet – und sei es nur die Erkenntnis, dass es nichts gibt, was es nicht gibt.

In England zum Beispiel kann man an der Supermarktkasse eine Tierversicherung abschließen. Bei Tesco wird das liebe Vieh nicht nur kranken- und haftpflichtversichert. Der Besitzer bekommt auch noch den Anschaffungspreis zurück, wenn Labrador Barney abhaut oder Perserkatze Susie überfahren wird. Der Clou: Muss Herrchen einen Urlaub abbrechen, weil Muttis Liebling eine lebensnotwendige Operation braucht, tritt auch noch eine Reiserücktrittsversicherung in Kraft. All das ab 4,20 Pfund im Monat!

Wer nicht immer gleich zum Tierarzt rennen will, kann sich auf britischen Homepages leicht selber schlau machen: Eine Site erklärt Rattenbesitzern beispielsweise, wie man eine Haus-Ratte in den Schlaf singt. Das Fachblatt "Rabbiting on" berichtet vierteljährlich über die neuesten Erkenntnisse in der Kaninchenpflege – die Liste der beratenden Ärzte im Impressum ist länger als die der Humanmediziner im nächsten Provinzkrankenhaus.

Sollten all die Pflegetipps nicht fruchten, gibt es beim "Funeral Shop" eine Alternative zum Massenbegräbnis über den Tierarzt: Der Begräbnisladen sorgt auf Wunsch für eine Trauerfeier, die auch für den verstorbenen Opa ehrenvoll wäre.

Okay, die Briten gelten von jeher als exzentrisch, aber in Sachen "Massier dein Tier" sind sie nicht alleine: In Tokio erfreuen sich Fitness-Studios für Haustiere wachsender Beliebtheit, in Mailand findet sich eine Hundeleine von Gucci für rund 450 Euro, und in New York City gibt es nicht nur Dermatologen und Neurologen für Tiere, sondern selbstverständlich auch Yogakurse.

Natürlich kann man angesichts dieser Dekadenz den Mond anheulen und die Rückbesinnung auf den Menschen als das Maß aller Dinge fordern. Viel spannender sind jedoch andere Überlegungen: Wie kommt’s, dass der Zustand ihrer Töle heute für viele Menschen offenbar wichtiger ist als die Frage, wie es ihren Nachbarn geht? Und wenn das nun mal die Entwicklung ist, die alle industrialisierten Gesellschaften durchlaufen – was bedeutet das für die Industrien?

Es ist kein Geheimnis, dass in allen reifen Gesellschaften die Zahl der alten Menschen und der Singles zunimmt und die jüngeren Menschen später heiraten und weniger Kinder bekommen. Dabei wachsen offenbar nicht nur die verfügbaren Einkommen, sondern auch die Einsamkeitsgefühle. Außer der Sehnsucht nach Gesellschaft werden viele Menschen auch von dem Wunsch getrieben, etwas pflegen, hegen und beschützen zu können. Ein Haustier erscheint da manchem zumindest mittelfristig als die Antwort auf ihre emotionalen Nöte.

Das löst eindrucksvolle Zahlen aus: In den vergangenen zehn Jahren verdoppelte sich der US-Markt für Tierprodukte auf ein Volumen von 32,4 Milliarden Dollar. Die sparsamen Deutschen gaben im vergangenen Jahr für fast alles weniger aus, lediglich für ihre Haustiere 2,8 Prozent mehr. In Japan ist der gleiche Markt trotz all der Krisenjahre auf 9,3 Milliarden Dollar explodiert und wächst weiter. Kei Okami von Pet-Office – einer auf Tierservices spezialisierten japanischen Beratungsfirma – sagt: "Dienstleistungen, die nicht auch die Haustiere mit einbeziehen, werden hier nicht mehr funktionieren."

Petco and Petsmart – die führenden amerikanischen Fachhändler für Tierbedarf – weisen Wachstumsraten um die 30 Prozent aus. Vielen Unternehmen, die sich mit schrumpfenden Margen für ihre Menschenprodukte konfrontiert sehen, wird das zu denken geben. Versuche, direkt von der Wahnsinnsliebe der Herrchen für ihre Begleiter zu profitieren – Handtaschenhersteller stellen ihre Produktion auf Hundeleinen um und Spielwarenhersteller werfen plötzlich Kratzbäume auf den Markt –, sind vermutlich zum Scheitern verurteilt.

Erfolgversprechender ist es da schon, sich in den Marketing-Strategiediskussionen mal gründlicher mit der Gemütslage der Menschen zu beschäftigen. Vielen mangelt es ganz offenbar an Zugehörigkeitserlebnissen und Ansprache. Welche Produkte oder Services sind also denkbar, die dieses epidemische Gefühl der Vereinzelung bekämpfen? Wie schafft man Communitys und Kuschelecken statt simplen Nutzwerts? Es muss dabei ja nicht gleich so tierisch zugehen wie in England.

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