Ein Eigentor in der Premier League

Von Peter Littmann

Amerikaner verstehen nichts von Fußball, wohl aber was von der Frage, wie man mit Branding Geld verdient. Deswegen war dem US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" das Ranking der wertvollsten Fußballmarken der Welt auch einige Seiten wert. Manchester United, Real Madrid, Arsenal, Liverpool, Bayern München, AC Milan, Barcelona, Chelsea, Juventus und Schalke führen die Liste an - wobei ManU mit stolzen 1,8 Milliarden Dollar bewertet wird und die Gelsenkirchener immerhin noch mit 470 Millionen.


Der wenig überraschende Befund lautet: Alle wollen zur globalen Marke werden. Spieler, Trainer und Funktionäre sowieso und nicht zuletzt auch die Clubs. Wie sehr die sich mühen, ein weltweites Klientel zu bedienen, ist schon daran ersichtlich, dass manche ihre Website in sieben Sprachen übersetzen. Der Chef der English Premier League (EPL) schlug vor, künftig Matchs weltweit auszutragen, und Bayern München und Borussia Dortmund kamen mit der Idee, einen Pokal in China oder Japan auszukicken.

Dass vier der zehn wertvollsten Clubs der Welt in der englischen Liga anzutreffen sind - alle anderen Fußballnationen haben nur zwei Vereine in der Liste der eminenten zehn - ist kein Zufall: Dank den Milliarden, die Medienmogul Rupert Murdoch schon in den frühen 90ern in TV-Rechte fürs Bezahlfernsehen packte, begann die finale Kommerzialisierung des Fußballs im Königreich früher als anderswo. Entsprechend groß ist da der Vorsprung.

In der Annahme, dass nur AGs in der Medienmoderne bestehen können, verwandelten sich Vereine wie ManU, Liverpool oder Chelsea in börsennotierte Unternehmen. Nur, um sich dann in Sachen Führung im Feudalismus wiederzufinden. Viele Vereine gehören inzwischen reichen Privatinvestoren aus dem Ausland, die ihre Clubs regieren wie Hosentaschenpatriachen einen Krämerladen. FC Chelsea wurde 2003 vom Russen Roman Abramowitsch aufgekauft, Manchester United 2005 vom US-Geschäftsmann Malcolm Glazer. Der FC Liverpool befindet sich im Besitz der Amis George Gillett und Tom Hicks.

Arsenal als Letzter im Bunde der englischen Big Four ist nun offenbar auch in Gefahr, an die Holding des russischen Milliardärs Alischer Usmanow und des Londoner Geschäftsmanns Farhad Moshiri zu fallen. Manchester City, halb verhungert im Schatten von ManU, fiel bereits an Thaksin Shinawatra, einst als Ministerpräsident von Thailand unter Korruptionsverdacht. Seither nennt die Tageszeitung "The Guardian" den Club nur noch HRFC - Human Rights Football Club. Das passt, denn Thaksin fordert von seinen Spielern Verneigungen und schreibt dem Trainer vor, welche Spieler er einzusetzen hat.

Entsprechend sauer sind die Fans, denen es um Fußball geht und nicht um Reibach. Bei Manchester City schreien die Leute im Stadium "Goodbye to the Thai". Genervte ManU-Anhänger gründeten gar ihren eigenen neuen Verein. Der Aufstand der Leute gegen die Investoren ist der gegen eine Geschäftsmentalität, die in Fans nur noch eine Einkommensquelle sieht. Schließlich halsten die Investoren den Clubs die Übernahmekosten als Schulden auf - in der Folge schossen die Ticketpreise in die Höhe.

Das Gegenmodell sind Vereine wie Real Madrid oder Bayern München, ganz oder fast ganz im Besitz der Club-Mitglieder, dennoch sportlich erfolgreich und beachtliche 1,3 Milliarden respektive 900 Millionen Dollar wert. Das wirft die Frage auf, wer ist eigentlich Kunde der Vereine? Die Investoren, Funktionäre, TV-Sender und Sponsoren - oder die Fans? Es sieht so aus, als hätten einige Herren in der EPL vor lauter Dollar-Zeichen in den Augen ihre Zielgruppe aus dem Blick verloren. Nach allen Regeln des Marketings ist das ein fettes Eigentor.

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