Üppige Kleidergrößen sind kein Grund zum Jammern

Von Peter Littmann

Gerne darf's ein wenig mehr sein, nicht nur beim Metzger, sondern auch beim Gehalt, beim Champagnerfrühstück oder Geburtstagsgeschenk erst recht. Größere Autos, größere Wohnungen, größere Fernseher: Viele glauben, dass größer besser ist.


Nur nicht bei Klamotten. Wenn da plötzlich eine Kleidergröße mehr her muss, verfallen viele Frauen in nervöse Zuckungen. Kenner wissen, dass die berüchtigte Midlife-Crisis nicht unbedingt die Lebensmitte meint, sondern vielmehr die Leibesmitte. Die füllt sich mit zunehmendem Alter und löst alle Arten von Panik aus.

Es ist schon irre: Je dicker wir werden, desto mehr wird Schlanksein zur Religion. Offenbar kann nur als schön verehrt werden, was für die Mehrheit der Menschen unzugänglich bleibt. Die Ironie dabei ist: Während sich immer mehr Pop- und TV-Sternchen auf die Kleidergröße "null" herunterhungern, eine ganze Batterie von Regenbogenreportern schärfer über den Kilostand der Hollywoodstars wacht als über den eigenen Kontostand und immer mal wieder ein klapperdürres Model halb tot vom Laufsteg kippt, wird die Welt immer fetter. Waren im Jahre 1995 weltweit noch 200 Millionen Erwachsene adipös (das sind Leute mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 - den hat laut Wikipedia, wer beispielsweise bei 165 cm Größe deutlich über 80 kg wiegt), so waren es im Jahre 2000 schon satte 300 Millionen.

Jetzt kann man stundenlang über die ästhetischen und gesundheitlichen Probleme der zunehmenden Rundungen jammern - oder aber einen wachsenden Markt entdecken. Auf den Prêt-à-porter-Shows in Paris immerhin gibt es nun auch eine Abteilung für Übergrößen. Da zeigt Britanniens Mode-Ikone Katherine E. Hammett ihre berühmten Riesen-T-Shirts mit politischen oder ethischen Slogans. In die Version "No More Fashion Victim" passt zur Not auch ein kleiner Wal. Spannender ist da schon der Auftritt von Biluzik, einem spanischen Label, das witzige, junge Kleidung in Übergrößen herstellt und damit nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr um 25 Prozent gewachsen ist. Jetzt ist das Unternehmen neben Westeuropa auch schon in Rumänien und Russland aktiv und will dieses Jahr mit einem Wachstum von zehn Prozent erst einmal konsolidieren.

Der Name fürs pfundige Prêt-à-porter-Angebot ist Programm: Girl Sweet Girl. So kann Mann es auch sehen! Das neue Label Viladoh macht mit Erfolg Mode von 36 bis 60, damit die runden Mädels "selbstbewusst" dieselben Sachen tragen können wie ihre dünnen Freundinnen. Statt der zeltartigen Konstruktionen in diskreten Farben, in denen viele Frauen bislang ihre Pfunde verbergen, offerieren Biluzik und Viladoh freche Jeans-Miniröcke, Tops in knalligen Farben und tiefe Ausschnitte, "um die Weiblichkeit zu betonen, die uns allen so viel bedeutet". Wohl wahr. Übrigens waren Frauen früher auch schon mal runder - und kommerziell ein großer Erfolg, wie Marilyn Monroe, Sophia Loren oder Anita Ekberg eindrucksvoll bewiesen.

Üppig ist weltweit auf dem Vormarsch: In England ist bei den Damen inzwischen Kleidergröße 40 Marktführer mit einem Anteil von 20 Prozent. Vier von zehn Französinnen tragen Größe 44 und mehr. Mon dieu! Dennoch haben selbst bei den französischen Marken immer noch die meisten Abend- und Sommerkleider Spaghettiträger. Es wird entworfen, als bestünde die Welt ausschließlich aus langbeinigen Teenagern auf der Suche nach Fräckchen in Größe XS.

Schlau ist das nicht. Es bedarf keiner prophetischen Fähigkeiten, um vorherzusehen, dass künftig intelligentes Design, das entweder die kleinen menschlichen Macken raffiniert versteckt oder umgekehrt augenzwinkernd dramatisiert, so viel bedeutet wie erfolgreiches Design. Vielleicht nicht auf dem Laufsteg und in den kritischen Kolumnen der Moderedakteure, aber sicher an der Ladenkasse. Da darf's, wie gesagt, gerne auch ein bissel mehr sein.

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