Nur in Indien attraktiv?

Von Peter Littmann

Simpel, klein, billig und nachhaltig ist im Trend: Gerade entsteht eine ganze Reihe neuer Produkte für einkommensschwächere Kundenkreise in Entwicklungsmärkten, und wer meint, das sei poplig, muss sein Ego mal gelegentlich neu auswuchten lassen. Denn viele dieser Angebote sind so cool, gut gemacht, energieeffizient und robust, dass sie durchaus auch in reifen Konsumentengesellschaften funktionieren könnten. Eine clevere Idee in gutem Design ist schließlich nicht nur in Indien oder Indonesien attraktiv.

Adidas beispielsweise will künftig Turnschuhe für einen Euro herstellen - für Leute, die sich sonst keine Schuhe leisten könnten. Ein Pilotprojekt soll noch dieses Jahr in Bangladesh starten. Philips kommt mit neuen Lösungen für Menschen, die ohne Elektrizität leben müssen. Die Uday Mini Solar Lampe liefert nach einem sonnigen Tag Licht für fünf Stunden. Die Taschenlampe Dynamo Multi LED leuchtet 17 Minuten lang, wenn sie vorher von Hand zwei Minuten lang aufgezogen wurde. Im vergangenen Jahr präsentierte Samsung den Solar Guru, ein Handy, mit dem sich für jede Stunde Aufladung in der Sonne hinterher im Dunkeln zehn Minuten quatschen lässt.
Wer schon Strom hat, aber sonst noch wenig, freut sich bestimmt über das Mini-Laptop Cherrypal Africa. Das Unternehmen kauft für seine Produktion elektronische Restbestände und liefert daher auch nur Minimalausstattung, allerdings auch für umgerechnet 68 Euro pro Gerät. Nach dem viel diskutierten Launch des Nano, einem „Miniauto für die Massen“ von Tata in Indien, verkündet nun Renault-Nissan eine Partnerschaft mit Bajaj Auto und die Entwicklung eines Gefährts, das „billiger sein wird als jeder andere in Indien erhältliche Wagen“. Auch warten die Inder auf den günstigsten Kühlschrank der Welt von Godrej, der supergut isoliert sein wird und daher ein Drittel weniger Strom verbraucht als das billigste derzeit erhältliche Kühlgerät. Den Vogel abschießen wird allerdings wieder Tata mit dem Plan, 1300 Häuschen mit einer Wohnfläche von 35 Quadratmetern für den Preis von umgerechnet etwa 5700 Euro an den Rand von Mumbai zu stellen.
Angesichts der Immobilienpreise vor Ort warten wir nur noch darauf, dass einer die Idee nach Europa holt, denn hier sind nicht nur die Studentenbuden inzwischen knapp, sondern ganze Gesellschaften leben permanent als Singles. Das wäre übrigens nicht die erste Idee für die Dritte, die in der Ersten Welt Freunde findet. Der Futtergigant Danone hat sich nicht nur mit der Grameen Bank in Bangladesh zusammen getan, um dort die Ärmsten mit bezahlbaren Milchprodukten zu versorgen, sondern startete inzwischen auch in seinem Heimatland Frankreich den Ecopack, einen sehr bezahlbaren Joghurt. Die Grameen Bank selber, die in Asien unterprivilegierten Schichten Micro-Kredite zum Aufbau einer Existenz gibt, ist unter dem Namen Project Enterprise übrigens schon länger auch in USA aktiv.
Dort soll 2013 auch der Tata Nano an den Start gehen, der schon im kommenden Jahr Europas Straßen erobern will – für 8000 Euro das Stück. All das klingt, als sei es der Globalen Finanzkrise geschuldet, ist aber eigentlich eine Wachstumsinitiative. Denn wie schon an dieser Stelle in der vergangenen Woche ausgeführt: Selbst wenn der einzelne in den Emerging Markets arm ist, wird Studien zufolge das Einkommen ihrer Bewohner insgesamt in der kommenden Dekade schneller wachsen als das aller anderen Gruppen. Globale Konsumgüterhersteller begreifen also so langsam: Diese Menschen zu verstehen und zu bedienen, kann hoch profitabel sein.
Natürlich lassen Kritiker nicht lange auf sich warten. Sie ätzen über die Billigjobs, die westliche Hersteller schaffen, damit die Ärmsten, die in ihnen schuften, sich anschließend die eigenen Produkte leisten können. Ist das fair? Das kann wohl nur beurteilen, wer schon mal ohne Job, ohne Geld, ohne Elektrizität und ohne Aussicht auf Besserung in der Dritten Welt gelebt hat. Warum eigentlich sollen Billigautos, Billigkredite und Billigjoghurt unmoralischer sein als ihre teuren Produktschwestern? Zumal sich vieles davon auch in Europa und USA durchsetzen wird – und nicht nur bei Leuten, die aufs Geld achten müssen oder wollen. Solarlampen und -handys kann der Wessi schließlich auch beim Trecken oder Segeln gut gebrauchen und eine Bank, die Existenzgründern ohne Sicherheiten Geld leiht, ist eigentlich in jedem Land vonnöten.

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