Schweinchen Dick

In Amerika ist alles größer. Die Wolkenkratzer, die Städte, die Autos, die Schmetterlinge, die Hamburger – und die Bäuche. Tatsächlich haben sich die Amerikaner in den vergangenen 20 Jahren so gut wie verdoppelt. Nicht in der Zahl der Köpfe, aber auf der Waage. Zwei Drittel der Erwachsenen sind heute übergewichtig, und was Bob kann, macht Bobby nach: Auch 15 Prozent der amerikanischen Kinder sind fett, weitere 15 Prozent gelten als Anwärter auf das Label "zu dick". Und während sie aus den Nähten platzen, sind alle Amerikaner, die was auf sich halten, ständig "on diet". In den vergangenen Monaten war "low carb" große Mode, eine Diät, die Kohlehydrate verbannt, es aber erlaubt, jede Menge Protein zu verdrücken. Steak and Salat, um es kurz zu machen.

Wer an dieser Stelle mitleidig über den Lebensstil der Amerikaner lächelt, ist allerdings auf der falschen Fährte. Ohne über die hier zu Lande verbreitete Obsession mit der "Brigitte"-Diät zu reden: Wir EU-Bürger sind ähnlich schwergewichtig, ebenso unsere Kids. 18 Prozent sind zu dick oder gar fett!

Und wer ist schuld? Das Fernsehen natürlich. Verdoppelt hat sich nämlich auch die Zahl der TVSpots für Lebensmittel aus der Retorte. Wurden früher fast ausschließlich zu fette, zu süße oder zu salzige Leckereien beworben, kommen heute noch die Diät-Produkte mit dazu. Ihrer aller Botschaft? "Solange du kaust, wird alles gut." Was man lange genug wiederholt, wird auch geglaubt.

Von den vielen tausend Spots, die ein amerikanisches Durchschnittskind im Jahr sieht, bewirbt zumindest jeder vierte ein Lebensmittel. Diese Erkenntnis stammt von der Henry J. Kaiser Family Foundation, die noch ein paar andere bedenkenswerte Fakten zu Tage förderte: Kinder, die weniger fernsehen, sind schlanker. Dabei liegt das Problem nicht am bewegungsarmen Verharren vor der Kiste, denn auch Kinder, die ihre Freizeit mit Hobbys wie Lesen oder Telefonieren verbringen, sind dünner als ihre glotzenden Klassenkameraden. Der Grund? All das Getrommel für Chips, Schokolade, Hamburger und Eiscreme verhallt nicht ungehört.

Am einfachsten wäre es also, den Botschafter zu erschlagen, sprich: Die ganzen Jubelarien für die Fresserchen zumindest im Kinderfernsehen zu verbieten? Schweden, Norwegen und die kanadische Provinz Quebec haben das bereits getan. Andere haben es versucht, allerdings vergeblich: In Frankreich zum Beispiel – das Land der Esskultur – werden schon 70 Prozent der Werbung in Kindersendungen von der Lebensmittelindustrie bezahlt. Ähnlich auch in England - auch dort wissen die TV-Manager: ohne Werbung keine Kindersendungen mehr.

Die Marketingexperten der Lebensmittelkonzerne ahnen jedoch, dass es auf Dauer trotzdem eng werden könnte auf den Kanälen. Deshalb suchen sie andere Wege: Bei Nabiscoworld.com können die Kleinen jetzt online ein Keks-Spiel spielen. Harmloser Spaß? Schon, allerdings sagen die meisten Experten, dass Kinder unter acht nicht zwischen Werbung und Unterhaltung unterscheiden können. McDonald’s dagegen geht direkt in die Offensive. In den Printmedien finden sich derzeit ganzseitige Nährwert-Tabellen, aus denen hervorgehen soll, dass Dönerkebab, Currywurst und Spaghetti Carbonara ähnlich viele, wenn nicht sogar mehr Kalorien enthalten als ein Big Mäc.

Das ist in der Tat endlich mal ein Auftritt mit Informationsgehalt. Sollen wir das wirklich verbieten? Hinzu kommt: Obwohl beispielsweise die Schweden alle Werbung für leckere Dickmacher aus dem Kinderprogramm verbannt haben, sehen ihre Kinder schon lange nicht mehr aus wie die heiteren Freunde von Pippi Langstrumpf. Der schwedische Nachwuchs ist genauso fett wie andere europäische Kleine.

Besser als Verbote wäre wohl die Erkenntnis, dass wir Eltern in den Spiegel schauen sollten. Wir setzen die Kinder vor Fernsehen und Internet – weil sie da so schön ruhig sind. Wir bestücken die Kühlschränke, aus denen sich der Nachwuchs bedient. Wir setzen uns mit den Kindern und Pizza aus der Pappschachtel vor die Kiste.

Und last, but not least bewegen wir uns selber viel zu wenig. Die Folge? Zwei Drittel der deutschen Männer und jede zweite Frau sind übergewichtig oder fett. Und ihre Kinder orientieren sich an Schweinchen Dick.

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