Brot und Spiele auf indisch

Von Peter Littmann

In Sachen Sportbesessenheit hat Indien längst die Nase vorn, bloß beim Thema Reibach mit derselben hinkte der Subkontinent immer noch ein wenig hinter dem Rest der Welt her. Doch die Moderne ist nun auch in der größten Demokratie der Welt angekommen: Indien startet gerade seine eigene Bundesliga. Mumbai, Bangalore, Deccan, Chennai, Delhi, Kalkutta, das Punjab und Rasjasthan sind jetzt jeweils stolz auf ihr Team. In einer Auktion sind die Clublizenzen an indische Unternehmer und Industriekonglomerate verkauft worden: Mumbai beispielsweise an Mukesh Ambani, dem Gründer von Reliance Industries. Bangalore fiel an Vijay Mallya, Chairman der United Breweries Group. Insgesamt gingen dabei über 720 Mill. Dollar über den Tresen.


Kurze Atempause. Wovon reden wir hier eigentlich? Von Fußball natürlich, denkt sich der Mitteleuropäer, der sich nicht vorstellen kann, dass irgendwer in Begeisterungs-Trance verfällt, auch wenn nichts Rundes im Eckigen landet. Weit gefehlt, die Rede ist von Cricket. Dem Wesen nach so britisch wie unaufhörlicher Landregen, verbreitete sich das einzige Spiel, in dem es offizielle Teepausen gibt, zusammen mit dem Empire: Cricket fasziniert heute nicht nur Ihrer Majestät Bürger im Königreich und in Australien, sondern auch im kompletten Commonwealth, in Pakistan, Südafrika, Bangladesh, Sri Lanka und in der Karibik. Die Inder jedoch sind geradezu besessen davon, bei wichtigen Spielen sitzen leicht 70 oder 80 Prozent der Milliardenbevölkerung vor dem Fernseher.

Doch dafür musste das Board of Control for Cricket in India das Spiel erst einmal verdaulich machen: Englands Gentlemen hatten nicht viel zu tun, und so dauerte ein klassisches Match manchmal drei Tage. Die Regeln dazu sind so kompliziert, dass auch an Sport interessierte Zeitgenossen bei der Erläuterung von "Innings" und "Wickets" in Tiefschlaf fallen. Keine gute Grundlage für die weltweite Vermarktung, also wurden die Regeln des jahrhundertealten Spiels unlängst entrümpelt und die Spieldauer auf drei Stunden verkürzt.

Das lockte die Sponsoren: Indiens größtes Immobilienkonglomerat DLF Universal steckt umgerechnet 50 Mill. Dollar in den Titel, Kingfisher Airlines zahlt 26,5 Mill. Dollar für das Recht, das Logo auf Bekleidung zu drucken, Pepsi spuckt 12,5 Mill. Dollar aus für die Ehre, das offizielle Getränk der Champions zu liefern. Die weltweiten TV-Rechte gingen für eine Mrd. Dollar an ein Konsortium aus Sony Entertainment und World Sports Group. 100 Mill. Dollar fließen in Promotion, die übrigen 900 Mill. gehen an die acht neuen Clubs, die den Rest der Welt in Angst versetzen. Nicht weil andere Teams nun sportlich Prügel kriegten, sondern weil die Clubmanager ihre dicke Börse wie einen Dreschflegel einsetzen. Für die sechswöchige Saison der indischen Premier League kriegen die Spieler ein bis zwei Mill. Dollar und nun ziehen viele Sportler überall auf der Welt ihr bisheriges Trikot aus und ein indisches an.

Die Athleten werden nicht nur nach sportlichen Kriterien eingekauft, sondern vor allem nach ihrer Werbewirksamkeit. Die sich entwickelnde Mittelklasse in Indien hat viele moderne Konsumartikel noch nie gesehen, und ein bekanntes Gesicht ist der einfachste Weg, damit sich die Leute mit einem neuen Produkt identifizieren. Bisher waren die Werbepromis weitgehend Bollywood-Stars, nun wird endlich noch eine zweite Gruppe Gesichter produziert, mit der sich Rasierklingen und Softdrinks verkaufen lassen. Der Mechanismus dahinter ist klar: Konsumartikel und ihr Branding werden internationaler, und entsprechend erwarten die Konzerne auch von den Gladiatoren, dass sie sich globalisieren. Der indische Massensport hat das längst gelernt.

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