Endlich Bewegung beim mobilen Internet?

Von Peter Littmann

Was zum Teufel heißt das in der Handywelt derzeit so beliebte Kürzel "QR"? Quark reden? Quatschen statt rechnen? Quäntchen Respekt? Alles falsch, QR steht für "quick response" und meint einen zweidimensionalen Barcode, also kleine, schwarz-weiß gepixelte Quadrate, die Informationen an Handys mit Kamera übermitteln können.


Neue Geräte können die Codes lesen, für viele andere gibt's die Software dazu gratis, beispielsweise bei der Plattform Reader.kaywa.com. Ursprünglich mal von Toyota zur Markierung von Baugruppen in der Autoproduktion erfunden, bringen die mosaikartig aussehenden Scannercodes heute Zeitungspapier, Plakaten oder sogar T-Shirts die Flötentöne bei. Denn wer sein internetfähiges Mobiltelefon vor so einen Code hält, kann sich Software, Werbung oder News aufs Handy laden. In Einzelfällen auch Sprache oder Jingles: Die Tonfolge darf jedoch nicht länger sein als zwei Sekunden, mehr Bites passen nicht in den zweidimensionalen Code.

Leute über ungefähr 25 werden jetzt stöhnen "Igitt, noch mehr Daten!" und versuchen, das Ganze als Gimmick schnell wieder zu vergessen. Und tatsächlich, was bisher in Deutschland in Sachen QR-Code lief, ist kaum der Erwähnung wert. Die Brauerei Inbev verzierte Werbematerial für Beck's Bier damit, und die Stadt Düsseldorf erfreute die Besucher ihres Japan-Tages mit handyfähigen Veranstaltungshinweisen. Eingeweihte jedoch glauben, dass nun mit den QR-Codes das mobile Internet Alltag für jedermann wird. Ist ja auch erst zehn Jahre her, seitdem uns die Technikfreaks genau das versprochen haben.

Leute unter ungefähr 25 halten sich mit solchen Betrachtungen gar nicht erst auf und wollen endlich auch, was Kids in Tokio, New York, London oder Sydney längst können: mit "quick response" Pizza bestellen oder gucken, was auf den Klamotten von dem Mädel steht, das gegenüber bei Starbucks sitzt. Das hippe britische Strickwarenlabel Office Lendorff produziert nämlich Schals mit von Handys lesbaren Barcodes. Auf Websites wie I-nigma.com oder Hafenscher.net kann jeder seine eigene Botschaft codieren lassen - beispielsweise den Link zum persönlichen Myspace- oder Facebook-Eintrag - und der lässt sich dann anschließend auf T-Shirts drucken. Studien zufolge machen das in Japan bereits 90 Prozent der Teenager. Sie tragen ihr Alter, ihre Interessen und, falls sie gefühlte Singles sind, auch ihren Wunsch nach Liebe auf der Brust. Wer interessiert ist, hebt einfach das Handy und drückt ab, wo unsereiner früher noch Telefonnummern auf Bierdeckel kritzeln musste.

"Potenzial" ist dennoch ein Wort, dass Freunden des mobilen Marketings eine Gänsehaut über den Rücken jagt, hören sie doch jahrelang jeden Januar von Neuem, dass nun aber auch ganz bestimmt das Jahr des Mobiltelefons angebrochen sei. Das Einzige, was aber stattdessen regelmäßig ausbrach, waren Depressionen, ließ die Killer-Applikation doch ebenso auf sich warten wie die Begeisterung des Massenmarktes. QR-Codes könnten nun tatsächlich die Idee sein, auf die alle schon so lange warten. Bislang hatten viele Marken das Problem, dass sich die Leute die URLs, die sie im Radio oder Fernsehen hörten oder in der Zeitung lasen, nicht merken konnten. Die neuen Codes sind nun eine idiotensichere Verbindung zwischen Offline- und Onlinewelt, die quasi überall funktioniert, wo sich ein Plakat aufhängen oder ein Label anbringen lässt.

In der Folge tauchen die Codes in Frankreich auf Weinflaschen auf, um die Konsumenten über das Weingut und den Jahrgang zu informieren, und an britischen Flughäfen hängen Plakate mit Pixelquadraten, über die sich im Vorbeigehen Reiseversicherungen ordern lassen. Wer in England sein Haus verkaufen will, packt jetzt auf das "For Sale"-Schild im Vorgarten einen Code, der Passanten die Details der Immobilie aufs Handy schickt. Die ersten Zeitungen aus Rupert Murdochs News-Imperium nutzen die Pixel, um Inhalte nicht nur im Druck und online, sondern auch mobil unter die Leute zu bringen.

Bloß weil sie in Japan läuft wie kaltes Kirin, muss die Technik in Europa jedoch noch längst nicht abheben, denn die Sehnsucht der werbenden Zunft nach individualisierter "radical advertising" interessiert Konsumenten per se nicht. Für die Endverbraucher muss die neue Technologie zunächst mal echten Nutzen versprechen, bevor sich die Leute irgendwas auf ihr Handy laden. Andernfalls nämlich bleibt QR tatsächlich nix weiter als ein Warnzeichen und Kürzel für Code-Verweigerer: Querkopfs Racheakt.

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