Technischer Schnickschnack in allen Zimmern

Von Peter Littmann

Auf Besuch in Blankenese knurrt meine Gastgeberin laut und vernehmlich über ihren neuen Flachbildschirm, obwohl der größer und eindrucksvoller daherkommt als die sonst an den Wänden hängende Kunst. Vor der WM habe sie 1 399 Euro dafür hingeblättert und nun habe sie gerade das gleiche Teil für 999 Euro gesehen.... eine Frechheit ist das! Die Funkausstellung ist vorbei und nun gehen die Preise für die Dinger vermutlich noch mal runter - schließlich sind ab sofort "Full HD" Geräte angesagt Einladungen in Privatwohnungen sind was Feines, geben bedeutsame Einblicke in die Gewohnheiten der Gastgeber. Früher schritt man zum Bücherregal und studierte die Titel, um herauszufinden, wessen Geistes Kind hier eingeladen hatte. Heute geht die Inspektion wesentlich schneller: mit einem Blick erfasst der Kenner Güte und Art des vorhandenen TV-Gerätes.


Da gibt es zum Beispiel die Melancholiker, die lieber in die Vergangenheit blicken, als nach vorn - früher war schließlich alles irgendwie besser. Diese Leute handeln am liebsten mit Antiquitäten oder alten Büchern. Damit verdienen sie genug, um das Dach auf ihrem mittelalterlich anmutenden Häuschen zu erneuern und Bordeaux zu trinken, der schon während der Kanzlerschaft von Helmut Kohl als gut gelagert galt. In der Regel benutzen sie ein Fernsehgerät mit einer längst vergessenen Marke, das sich die inzwischen verstorbene Frau Mama anschaffte, um die Hochzeit von Lady Di zu gucken. Kabelanschluss Fehlanzeige, dafür wackeliges Antennenkabel und ein noch wackeligeres Bild.

Bei Kultursnobs steht anscheinend gar kein Fernseher. Häufig sind das Galeristinnen oder Literaturagentinnen mit einem ungemein geschiedenen Zug um den Mund, die leider nicht ganz so intellektuell sind, wie sie gerne erscheinen möchten. Deswegen betonen sie ständig ungefragt: "Ich sehe niemals fern!" Statt dessen liegen überall Kunstbücher herum und aus lauter Angst, nicht kultiviert genug rüber zu kommen, nennen sie ihren Kater Tristan. Begreifen sie, dass man auf dem Weg zum Gästeklo durch die einen Spalt offen stehende Schlafzimmertür zufällig eine Bang & Olufsen- Glotze vor dem Bett erspäht hat, sind sie selten um eine Ausrede verlegen und beteuern lächelnd: "Unser Tristan guckt so gerne Tiersendungen!"

Auf den Partys von jungen Hot- shots (machen irgendetwas Unverständliches in der Medienindustrie) stehen in Italien nachgemachte Bauhausmöbel herum und ein paar langbeinige Blondinen. Was auch nicht fehlen darf: Ein Gerät, das zunächst aussieht wie ein megateurer Flachbildschirm, sich aber bei näherer Betrachtung als Sony TV-PC entpuppt. Aus diesem Computer kommt die Musik, dazu zeigt er private Digitalphotos in einer Endlosschleife. Das Motto: Dia-Abend für Fortgeschrittene. Ist Hotshot dagegen allein zu Hause, kann er virtuell Golf spielen oder die 17 Folgen "Desperate Housewives" angucken, die sein TV-Tuner inzwischen auf die Festplatte gebrannt hat.

Dann gibt es noch die Version Drei-Kinder-und-schlechte-Nerven. Die Eltern (er ist Anwalt oder Steuerberater und Sie macht PR für die deutsche Niederlassung eines globalen Konzerns) kämpfen gegen ihre Falten und die nie versiegende Energie ihrer sadistisch veranlagten Brut. Um die irgendwie ruhig zu stellen, gibt es in jedem Raum eine Röhre.

Die neueste von Samsung steht im Wohnzimmer, die Altgeräte in den Zimmern der Kids, das Jüngste hat Anrecht auf das älteste Gerät. Sogar die Familienkutsche ist DVD-fähig, hat Minibildschirme in den Sitzen und garantiert so eine halbwegs friedliche Fahrt in den Urlaub. Er hat sich zwar geschworen, nie so eine Karre zu kaufen, aber er wollte ja auch nie diesen komischen Bauchansatz. Sie plante, ihre Kinder ohne Glotze aufwachsen zu sehen, aber sie wollte ja auch niemals ihrer Mutter ähnlich sehen...

Bei Neureichen (wo und wie die ihr Geld verdienen, wollen wir lieber nicht so genau wissen und auch nicht hinterfragen) ist die Farbe auf den Banknoten noch nicht ganz trocken. Das verunsichert sie anscheinend so, dass sie dringend einen High Definition Plasma Screen in der Größe eines Bettlakens an die Wände ihrer designergestylten Räume gehängt haben, damit das ganze wie eine mehrsternige Hotelsuite aussieht.

Über alle diese Leute kommt jährlich die Funkausstellung in Berlin mit einer Welle neuer Geräte. Und was ändert sich außer dem Niveau des technischen Schickschnacks und den Preisschildern? Die Menschen sind es jedenfalls nicht. Zum Glück.

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